QUEER AFRICA

Queer Africa – Filme gegen Verfolgung

Der Spielilm DAKAN von Mohamed Camara aus Guinea beginnt mit einer langen Einstellung von zwei afrikanischen Männern, die sich in einem roten Sportwagen küssen. Er gilt als erster Film über Homosexuelle in Afrika. Als er 1997 beim Filmfestival FESPACO in Ougadougou vorgestellt wurde (in Köln lief er ein Jahr später), empfanden dies manche afrikanische Filmkritiker als „kaum erträgliche Provokation“. Die ansonsten eher liberale Filmzeitschrift „Ecrans d’Afrique“ versuchte in ihrer Kritik des Films, Homosexualität als West-Import mit Seltenheitswert in afrikanischen Großstädten zu diffamieren und verstieg sich zu dem Satz: „Nichts erlaubt uns den Schluss, dass Homosexualität als menschliches Verhalten existiert.“ Regisseur Camara sagte damals dazu: „Ich habe einen Film über eine einfache Liebesbeziehung gedreht. Das ist alles. Punkt.“

Doch „einfach“ ist es für afrikanische RegisseurInnen bis heute nicht, andere als heterosexuelle Beziehungen in ihren Filmen darzustellen. Der Spielilm BEDWIN HACKER von Nadia El Fani aus dem Jahr 2003, in dem bisexuelle Frauen die Hauptakteurinnen sind, war eine ähnlich seltene Ausnahme von dieser Regel wie SKOONHEID (BEAUTY) aus dem Jahr 2011 über die im Verborgenen praktizierte Homosexualität von Männern in der von Macho-Pionier-Gehabe geprägten Gesellschaft der südafrikanischen Buren. Erst in jüngster Zeit sind merklich mehr Filme über die Diskriminierung von Menschen mit lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intersexuellen Orientierungen (kurz LGBTI genannt) in Afrika entstanden. Ein Grund dafür ist, dass sich die Verfolgungssituation von Menschen, die nicht der heterosexuellen „Norm“ entsprechen, in vielen Ländern des Kontinents aufgrund von homophoben Kampagnen religiöser Fanatiker verschiedener Couleur weiter verschärft. Ein weiterer Grund ist, dass die Diskriminierung von LGBTI in vielen afrikanischen Ländern zunehmend international wahrgenommen wird. So nahmen die Berichte darüber auch in europäischen Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehsendungen im letzten Jahr deutlich zu. Das Kultur-Portal „africulture“ publizierte Ende 2013 ein umfangreiches Buch mit dem Titel „Homosexualités en Afrique“. NGOs organisierten Rundreisen mit AktivistInnen. Und Amnesty International startete hierzulande die breit angelegte bundesweite Plakat-Kampagne „Fünf Jahre Haft für einen Kuss“ und verlieh den Menschenrechtspreis 2014 demonstrativ an die Anwältin Alice Nkom, die sich in Kamerun für die Rechte von LGBTI einsetzt und im März 2014 als Gast von Rubicon in Köln auftrat.